"Gesang ist in Deutschland bewundert und beliebt, solange er sich professionell präsentiert. Das eigene Singen beschränkt sich dagegen meist auf die Duschkabine oder das Geburtstagsständchen. Dass der spontane Ausdruck durch den melodischen oder rhythmischen Laut, das Nutzen der eigenen Stimme nicht nur befreiend, sondern gemeinschaftsstiftend ist, stellte die Soziale Gruppe im Kukulida Dresden bei ihrem Programm unter Beweis und hinterließ sanftes Schwingen und beglücktes Summen. Was Neandertaler:innen für Stimmen hatten, was Singen mit der Entwicklung der Sprache zu tun hat und wie sich eine Wellenlinie mehrstimmig improvisiert anhört – das durften alle Anwesenden erfahren, sang- und klangvoll begreifen. Ein Abend von harmonisierender, mund-und-ohrenöffnender Qualität."

Philine Schlick, Freie Autorin und Journalistin, Dresden

Klangrausch – geniale Stimmkraft gegen Stimmungstiefs

Drei Sänger/innen (Anne, Jan, Fiona) spielen mit ihren sinnlich - satten Tönen, konstruktiv, meditativ, kommunikativ, auch mal impulsiv und spielen mit ihrem aufgeweckten Publikum: „Macht mit, wir brauchen euch, vor allem als Geräuschemacher und als Hintergrundmusik.“ Unglaublich! Das gelingt. Auch lautstark rhythmisch singen sie, sind pfiffig, witzig, stets ihren Gästen zugewandt. Ein Funke springt ins Publikum und macht sich breit. Wie nebenbei erfahre ich von unseren Ahnen, der Stimmentwicklung aus der Frühzeit, durch Jahrtausende vorangetrieben. Wie Mensch und Tier sich Stück für Stück entwickelt haben. Was mir das bringt? Ich mache mit und bin entspannt. Im Ausruhstand. Wie das passiert? Die sanften - satten Stimmen treffen in den Seelengrund. Ganz ohne Text – mit ihrem Sing und Sang. Fürs ewig alte Lied der Menschen, das uns verbindet, das uns dient. Ein Mythos waltet - in Ton gestaltet. Da geht es nicht um Perfektion. Das wäre für die Seele Hohn. Und was dann noch geschieht? Der Gast wird musikalisch satt gemacht, erlebt den alten Klang als Pracht. Die großen Zeitgenossen hätten ihre Freude dran. John Cage - allen voran. Ein Grund fürs Ganze: Die tolle Truppe kennt den Schmerz, schafft eine Medizin fürs Herz. Deshalb in diesen Zeiten heiß erwünscht: So hell zu sein - brandaktuell zu sein.

Dr.phil. Gabriele Finger-Hoffmann, Dozentin für Hörfunkkultur und Sprachkunst Uni Karlsruhe